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Rassismus
Fußball ist bunt und international
Fußball ist bunt und international

Mainzer Fans gegen Rassismus. Quelle: www.rheinhessen-on-tour.de
Mittlerweile spielen immer mehr schwarze oder nicht-deutsche Fußballer in den Ligen, was auf den Rängen ebenfalls für einen gewissen Rückgang rassistischer Beschimpfungen gesorgt hat, da die Fans sich zumindest mit „ihren“ Spielern identifizieren. Diese Vielfalt verschiedener Kulturen, Hautfarben oder Ethnien ist jedoch auf das Spielfeld beschränkt, die Posten in Trainerstab, Management, Vereins- und Verbandsführung im Fußball sind in überwiegender Zahl von weißen Männern deutscher Herkunft besetzt. Nicht von ungefähr kam daher auch die Anregung von DFB-Präsident Theo Zwanziger, über eine „Migrantenquote“ nachzudenken. Mit der Berufung der (ehrenamtlichen) Integrationsbeauftragten Gül Keskinler hat der DFB einen wichtigen Schritt bereits getan, um einen Dialog zu fördern und durch die Einbeziehung migrantischer Gruppen, ihrer Interessen und Perspektiven für eine Stärkung des Fußballs und der Integration in Deutschland beizutragen.
Insbesondere im Bereich des Amateurfußballs – das ist in den vergangenen Monaten noch einmal deutlich geworden – besteht hier ein großer Nachholbedarf. Die Gründung ethnischer Vereine in Deutschland seit den 70er-Jahren hat zu einem größeren Zusammenhaltung und einer Stärkung der jeweiligen ethnischen Gruppen geführt. Viele der größeren Vereine sind dabei auch wichtige Anlaufstellen in ihren Stadtteilen und leisten wertvolle soziale und kulturelle Arbeit, häufig auch für verschiedene migrantische Gruppen. Auch sie haben im Fußballalltag jedoch immer wieder mit Vorurteilen zu kämpfen, in Spielen zwischen migrantischen und traditionellen deutschen Vereinen kommt es zu, teilweise auch aggressiven, interkulturellen Konflikten, deren Verursacher natürlich auch auf beiden Seiten zu finden sind.
Während der Weltmeisterschaft 2006 wurde viel über die positive Identifikation von Deutschen migrantischer Herkunft oder hier lebender Ausländer mit der Nationalmannschaft geschrieben. Es bleibt zu beobachten, ob dies tatsächlich eine neue Entwicklung oder nur eine einmalige Begeisterung war. Für die Profiligen ist eine solche Tendenz bisher noch nicht vorhanden, was angesichts der zahlreichen internationalen Spieler in Deutschland eigentlich Anlass zur Verwunderung sein sollte. Für die Vereine selbst liegt hier - rein ökonomisch betrachtet - ein großes Fanpotenzial, das erschlossen werden könnte. Und auch die Zuschauerränge in den Stadien könnten von einer größeren Internationalität und Multikulturalität profitieren. Dazu jedoch müsste ein deutlicheres Zeichen gegen Rassismus gesetzt werden. Ein Vorbild könnten hier das langjährige, finanz- und tatkräftige Engagement des englischen Fußballverbandes bilden, der mit seinem Programm „Football for all“ nicht nur verschiedene Formen der Diskriminierung anprangert, sondern auch mit konkreten Projekten unter anderem für eine stärkere Einbindung migrantischer Communities beiträgt.
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